Mit Elan und Zuversicht in die Zukunft

Ausblick

Das Handwerk steht vor großen Herausforderungen. Doch wir begegnen ihnen mit Zuversicht. Wir gestalten aktiv die Zukunft des Handwerks - ganz im Sinne unseres Kampagnenmottos: „Wir können alles, was kommt.“

Das Handwerk verändert sich – und wir gestalten diesen Wandel. Nach 125 Jahren Tradition richten wir den Blick nach vorn: Wie sieht die Zukunft des Handwerks aus? Welche Chancen eröffnen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und neue Technologien? Und welche Rolle spielt die HWK Münster, um Betriebe auf diesem Weg zu begleiten? Hier erfahren Sie, wohin die Reise geht.

Die Zukunft des Handwerks - Trends, die uns bewegen

Die nächsten Jahrzehnte stellen das Handwerk vor große Herausforderungen – und bieten enorme Chancen. Digitalisierung, Klimawandel, Energiewende und Fachkräftemangel prägen die Zukunft. Wer morgen erfolgreich sein will, muss schon heute neue Wege gehen.


Zukunftsfaktoren im Überblick

  • Digitalisierung: Vernetzte Werkstätten, KI-gestützte Prozesse, Robotic, Smart Tools.
  • Nachhaltigkeit: Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz, Klimaneutralität.
  • Fachkräfte: Nachwuchsgewinnung, lebenslanges Lernen, internationale Fachkräfte, Demografie.
  • Mobilitäts- & Energiewende: Energieversorgung und Infrastruktur.
Bild: ChatGPT

Die Rolle der HWK Münster - Partner der Betriebe für morgen

Die Handwerkskammer Münster begleitet Betriebe in die Zukunft – mit Service, Beratung und Netzwerken.

  • Digitalisierungsoffensive: Tools, Workshops und digitale Services.
  • Innovationsförderung: Unterstützung bei neuen Geschäftsmodellen und Technologien.
  • Nachhaltigkeit: Unternehmensberatung für CO₂-reduzierte Produktionsprozesse.
  • Weiterbildung: Programme für Zukunftskompetenzen und Green Skills.
  • Fachkräftegewinnung für das Handwerk im Ausland

 

 HWK-interne Zukunftsagenda

  • Digitalisierung: fortschreitende Implementierung von Künstlicher Intelligenz, Einführung eines Mitgliederportals
  • 2029/2030: Eröffnung des modernisierten und erweiterten Handwerkskammer Bildungszentrums Münster:
    • Neubau auf einem Grundstück an der Ossenkampstiege mit folgenden Werkstätten: Kraftfahrzeuge (Karosserie- und Fahrzeugbau, Nutzfahrzeuge), Fahrzeuglackierer, Zahntechniker, Goldschmiede, Schweißen, Metall, Feinwerkmechanik. Außerdem: Gästehaus, Mensa, Verwaltung und Theorieräume
    • Modernisierung des Gebäudes an der Echelmeyerstraße: Nutzungsoptimierung
  • Weiterbildung: Lehrgangsentwicklung

Stimmen aus dem Handwerk - Wir gestalten Zukunft

Stein für Stein zum Ziel

Senay-Yasar Ortmeier (18, Ibbenbüren) ist eine von rund 3.000 neuen Auszubildenden im Kammerbezirk Münster. Sie startete am 1. August ihre Ausbildung zur Maurerin. Aufs Handwerk kam sie wegen ihres Bruders, der Zimmerer geworden ist. "Ich fand immer interessant, was er über seinen Beruf sagte", erzählt Ortmeier. "So etwas wollte ich auch. Da habe ich eine Anzeige mit dem Angebot einer Ausbildungsstelle der Heinz Ostendorf Bauunternehmung in Ibbenbüren gesehen. Ich habe mich aus Spaß beworben – und wurde zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Da wurde aus Spaß ernst; ich habe den Platz bekommen. Ich freue mich sehr auf alles, was ich lernen kann. Eines Tages den Meistertitel zu erwerben, wäre was. Irgendwann mein eigenes Haus zu bauen, ist ein Ziel. Vielleicht arbeiten mein Bruder und ich dann auch zusammen."   

Wecon geht neue Wege – Internationale Azubis bereichern das Team

Für die Gewinnung von Auszubildenden geht das Familienunternehmen Wecon Nutzfahrzeuge-Container-Technik in Ascheberg auch außergewöhnliche Wege. „Wir pflegen seit 2015 Kontakte zu einer Schule in Kamerun. Dort lernen die Schülerinnen und Schüler Deutsch und können sich für die Ausbildung in Deutschland bewerben“, erzählt Geschäftsführer Hendrik Hemker (2. von links). Auszubildende aus Marokko hätten sich aus ihrer Heimat über eine App um die Lehrstelle beworben. „Alle diese Azubis mit ausländischer Staatsangehörigkeit kamen per Flugzeug statt mit dem Boot übers Mittelmeer nach Europa.“ In der Vergangenheit seien aber auch schon geflüchtete Menschen ausgebildet worden, ergänzte er. Die Weiterbeschäftigung nach der Gesellenprüfung biete den jungen Leuten handfeste Zukunftsaussichten. Es sei, so Hemker, viel unkomplizierter Auszubildende im Ausland zu suchen als Fachkräfte. Nebeneffekt sei, dass die Auszubildenden und Fachkräfte aus Afrika mit dem Einkommen auch ihre Familien vor Ort unterstützten. Der Handwerksbetrieb begleitet die Ankunft im Münsterland intensiv. Von 14 angehenden Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikern sowie einem künftigen Metallbauer gehören 12 einem ausländischen Staat an. Von links: Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker Aziz Bekjiri, die Auszubildende zur Fachkraft für Lagerlogistik Bestine Bobga und Schichtleiter Martin Dongmo. 

Foto: © Andreas Buck

Vom Tischler zum Bauingenieur

Mit Gesellen- oder Meisterbrief lässt sich studieren: Wer ein Bauhandwerk erlernt hat, kann den Bachelor »Bauen im Bestand« belegen – angeboten von FH Münster und HBZ. Marcel Glados, gelernter Tischler, wählte diesen Weg. Heute ist er Bauingenieur und Führungskraft. »Mich interessierte neben dem Handwerk auch die Projektentwicklung«, sagt er. Das praxisnahe Studium passte perfekt. Der sechssemestrige Vollzeit-Studiengang verbindet Bauingenieurwesen und Architektur, mit kleinen Gruppen, Exkursionen, Projektarbeiten und engem Praxisbezug. 2019 schloss G. als Bachelor of Engineering ab. Heute leitet er die Bauunternehmung Kappel in Münster für Sanierungen. Er sieht gute Perspektiven: Sanierung und Umnutzung bleiben gefragt – ein zukunftssicheres Berufsfeld.

Innovation live - Was kommt, was bleibt

Viele Betriebe in der Region sind heute schon Vorreiter.
Drei Best-Practice-Beispiele:

Cluse programmiert fünf Achsen

„So gut wie jetzt, ging es mir noch nie“, frohlockt Thomas Cluse (l.). Seine Borkener Tischlerei wird weithin empfohlen, wenn Designer, Yacht- oder Modellbauer, die Automobilindustrie und Privatleute ausgefallene Objekte mit Rundungen oder design-orientierten Oberflächen realisieren wollen. Auch andere Tischlereien gehören zur Kundschaft. Dann programmiert der Tischlermeister zusammen mit Sohn und Meisterschüler Niklas Cluse (r.) eine von drei Fünf-Achs-Fräsen. Die Maschine fräst aus einem Holzklotz oder anderen Materialien Sonderformen nach dreidimensionalen Konstruktionen – mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten. Bei steigender Nachfrage und ausgelasteten Kapazitäten hat der Handwerksbetrieb die vierte Fräse schon bestellt. Thomas Cluse erinnert sich, wie er nach der ersten Investition neben dem Tagesgeschäft nächtelang Software- Programme studierte. Die Mühe für die Digitalisierung hat sich gelohnt: „Wir haben uns als kleine Tischlerei ein Alleinstellungsmerkmal erworben.“ Nebenbei: Seine Mitarbeiterfluktuation tendiert in dem zukunftsträchtigen Arbeitsfeld gen Null. www.3d-cnc-tischlerei-cluse.de 

Foto: © Teamfoto Marquardt

Idee: Bauschutt zu Beton recyceln

Am Anfang einer großen Innovation steht manchmal ein vergleichsweise kleines Problem. So ging es auch den Brüdern Wolfgang und Hans-Jürgen Büscher, Inhaber des Betonwerks Büscher in Heek: „Auf unserem Hof war der Lagerplatz für Bauschutt knapp. Wir wurden das Material nicht mehr los. Da entstand die revolutionäre Idee, daraus Recyclingbeton zu machen.“ Anfangs seien sie belächelt worden, erinnert sich Wolfgang Büscher (l.) Nach sieben Jahren Tüftelarbeit mit Höhen einschließlich Förderung, aber auch Tiefen und Rückschlägen hat das Deutsche Institut für Bautechnik die „Büscher Wand“ zugelassen. Die Innenwand besteht weitgehend aus recyceltem Material. Die knappen Rohstoffe Sand und Kies sind komplett ersetzt. Die handwerklichen Betonsteinhersteller forschen weiter. Sie sind jetzt auf der Suche nach CO2-neutralem Zement. Die Vision ist ein internationales Netzwerk von Partnern. „Wir können schließlich nicht überall selbst Betonwerke aufbauen“, blickt Hans-Jürgen Büscher (r.) auf die Potenziale – denn Bauschutt gibt es schließlich weltweit in Massen. https://www.buescher-betonfertigteile.de/

Foto: © Teamfoto Marquardt

Vielfältiger ernten mit dem KI-Roboter

Rodja Trappe (links) aus Havixbeck im Münsterland, Chef der auf Feinwerkmechanik spezialisierten Handwerksbetriebs Zauberzeug, hat gemeinsam mit seinem Team und dem Fachgebiet Agrarökologie und nachhaltige Anbausysteme der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde unter Prof. Dr. Ralf Bloch einen autarken und modularen Jätroboter entwickelt, der aufgrund seiner Größe zur Anwendung in kleinen und mittelständischen Betrieben prädestiniert ist. Dank Unterstützung mit Künstlicher Intelligenz kann er verschiedene Pflanzen präzise unterscheiden und ist daher nicht auf bestimmte Ernten festgelegt. Rechts: Lucas von der Forst (Electronics + Mechanical Engineering)

Wiederverwendung gleich mitdenken

„Unser Ziel ist die möglichst lange Bindung des im Holz gespeicherten CO2 ,“ betont Markus Brößkamp, Geschäftsführer von Poppensieker & Derix, einem Hersteller von Holzprodukten in Westerkappeln. Er und sein Team arbeiten an der Maximierung der Lebensdauer des bearbeiteten Rohstoffes. Mit verschiedenen Ansätzen praktiziert die Zimmerei die Idee der zirkulären Wertschöpfung: Seit Neuestem forciert die Derix-Gruppe die vollständige Rückbaubarkeit ihrer Holzgebäude im XXL-Format und garantiert die Rücknahme des verbauten Materials. Das soll dann anderweitig wiederverwendet werden. „Wir motivieren Architekten, dies gleich mitzudenken, indem etwa Steckverbindungen eingeplant werden“, erläutert Brößkamp. So soll das Holz möglichst lange genutzt und sein Lebenszyklus schier unbegrenzt verlängert werden. Die nachhaltige Gestaltung des Wirtschaftens ist Teil der Unternehmenskultur geworden. Regelmäßig tauschen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen dazu Ideen aus.

Foto: © Teamfoto Marquardt

Solar: unabhängig und lukrativ

Öl und Gas komplett ersetzen? Für Tischlermeister Manfred Schöttler „ist das eigentlich ganz simpel – wir brauchen ja nur Photovoltaik.“ Der Holzbau-Unternehmer aus Velen macht seit 30 Jahren Erfahrungen mit regenerativer Energie von der Sonne. „Als der Bau einer neuen Werkhalle anstand, entschied ich mich bewusst für ein Flachdach.“ Darauf wurden nach Norden und Süden ausgerichtete Solarmodule flach aufgeständert. Insgesamt fand eine Anlage für 300 Kilowatt peak Platz. Hinzu kamen ein Stromtrafo, eine Luftwärmepumpe, ein Wasserspeicher und eine Fußbodenheizung für die Halle. Die Photovoltaikanlage erwärmt 4.500 Liter Wasser, die in der Heizung und dem Speicher zirkulieren. „Überschüssiger Strom wird für die Produktion genutzt. Die LED-Innenbeleuchtung braucht nur ganz wenig Energie, um die Halle hell zu beleuchten,“ erklärt Schöttler sein Konzept. In Kürze sollen fünf Ladesäulen installiert werden, die Elektroautos mit hauseigenem Strom betanken. Nur bei Elektrotransportern will Schöttler noch warten, bis sie lukrativer sind.

Foto: © Teamfoto Marquardt

Mutmacher-Schluss

 „125 Jahre – und wir fangen gerade erst an!“

Seit über einem Jahrhundert ist das Handwerk in der Region ein starker Partner. Doch unsere größte Aufgabe liegt vor uns: die Zukunft nachhaltig und innovativ zu gestalten. Gemeinsam mit unseren Betrieben, Mitgliedern und Partnern machen wir das Handwerk fit für morgen – und übermorgen.