2010 - 2020
Handwerk im Aufbruch
Stabilität und Wandel in einem Jahrzehnt der Transformation

Wirtschaftliche Stärke und strategischer Wandel
Die Jahre 2010 bis 2019 sind für das Handwerk im Kammerbezirk Münster ein Jahrzehnt zwischen Stabilität und strukturellem Wandel. Trotz globaler Herausforderungen – von Finanz- und Eurokrise über Brexit-Diskussionen bis zu ersten Konjunktureintrübungen – bleibt das Handwerk in Münsterland und Emscher-Lippe ein wirtschaftlicher Anker mit Zukunftskraft. Die Zahl der Betriebe steigt leicht an. 2019 werden 5.432 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen – ein starkes Signal für die Attraktivität handwerklicher Berufe.
Nachwuchssicherung im Fokus
Ein zentrales Thema des Jahrzehnts ist die Fachkräftesicherung. Der Trend zum Studium und der demografische Wandel führen dazu, dass immer mehr Lehrstellen unbesetzt bleiben. Die Handwerkskammer Münster reagiert mit:
- Ausbildungsbotschaftern
- HandWerkStatt
- Girls’ Day-Aktionen
- neuen Formaten an Schulen und Berufskollegs
Besondere Zielgruppen sind Abiturienten, Studienaussteiger und Geflüchtete – mit wachsenden Erfolgen.
So motivierte die eigene Freude am Handwerk 73 Lehrlinge aus dem Kammerbezirk Münster, in 2018 als neue Ausbildungsbotschafter in Klassenzimmer zu gehen, über ihre Erfahrungen im Beruf zu berichten und bei Schülerinnen und Schülern Interesse an einem Weg ins Handwerk zu wecken. Für ihr Engagement wurden die jungen Botschafter und ihre Ausbildungsbetriebe von der HWK in einer Feierstunde auf Haus Kump in Münster geehrt.
„Wir schätzen Ihre Einsatzfreude als Ausbildungsbotschafter sehr!“
HWK-Präsident lobt die Ausbildungsbotschafter im Rahmen einer Feierstunde der Handwerkskammer Münster

Meisterpflicht politisch gestärkt
Ein bedeutender Erfolg ist die Rückkehr zur Meisterpflicht in zwölf Handwerken im Jahr 2019. Die HWK Münster setzt sich dafür auf Landes- und Bundesebene stark ein.
Begleitet von Kampagnen wie:
- „Meister wissen, wie’s geht“
- „Meister der Zukunft“
wird der Meistertitel wieder stärker als Garant für Qualität und Ausbildungsleistung wahrgenommen. Über 95 Prozent aller Ausbildungsverträge im Kammerbezirk betreffen Berufe mit Meisterpflicht.

Digitalisierung als Querschnittsaufgabe
Ab Mitte des Jahrzehnts entwickelt sich die Digitalisierung zu einem zentralen Handlungsfeld:
- Mit „handwerk.digital Münsterland + Emscher-Lippe“ entsteht ein regionales Unterstützungsprogramm.
- Betriebe erhalten Beratung zu IT-Sicherheit, Online-Kommunikation und digitalen Geschäftsprozessen.
- Die HWK modernisiert ihre Verwaltung mit Online-Lehrverträgen, digitalen Kursangeboten und E-Government-Anwendungen.
„Hochwertiges Handwerk wird zu den Berufen gehören, die bei zunehmender Digitalisierung Zukunft haben. Handwerk wird der Imagesieger sein.“
Prof. Dr. Richard David Precht im September 2019 in seinem Impulsvortrag auf der Veranstaltung „Die digitale Revolution und die Zukunft der Arbeit“

Bildung modernisiert
Das Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) investiert umfassend:
- Neue Kompetenzzentren, zum Beispiel für Fachwerk und Gestaltung
- Ausbau digitaler Lernformate
- Stärkere Ausrichtung auf individuelle Förderung und Kundenzufriedenheit
Die Zahl der Fort- und Weiterbildungen steigt kontinuierlich:
So eröffnet die Handwerkskammer Münster im Mai 2013 ihre neuen Bildungseinrichtungen auf Haus Kump – das Gestaltungs- und Medientransferzentrum und das Fachwerk-Kompetenzzentrum. Bei der Eröffnung von Haus Kump betonte NRW-Wirtschafts- und Handwerksminister Garrelt Duin (Bildmitte) die Bedeutung von Design und Techniken zum Erhalt des kulturellen Erbes für die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks, das auch ein Teil der starken Kreativwirtschaft sei.

Integration, Gleichstellung und gesellschaftliche Verantwortung
Seit 2015 engagiert sich das Handwerk aktiv in der Integration Geflüchteter:
- In vielen Berufen – vom Bäcker bis zur Zahntechnik – werden junge Menschen aus Syrien, Afghanistan und Afrika erfolgreich eingebunden.
Auch das Thema Gleichstellung wird weiterverfolgt, etwa mit Initiativen zur Förderung von Frauen in Männerberufen.
Die Bäckerei Beukenberg aus Gelsenkirchen ist einer von sieben Handwerksbetrieben, die 2018 mit dem Integrationspreis Handwerk NRW des Westdeutschen Handwerkskammertages ausgezeichnet worden sind. Seit 2017 beschäftigt das Unternehmen elf Auszubildende aus Afghanistan, Ghana, Indien, der Türkei, Serbien und Montenegro sowie einen Fahrer mit Migrationshintergrund. Die Geschwister Ulrike und Georg Kaiser, die den Familienbetrieb in vierter Generation gemeinsam führen, loben die Motivation der jungen Menschen trotz der harten Schichtarbeit.
„Sprachbarrieren werden im Betriebsalltag einfach überwunden, indem Handgriffe direkt gezeigt werden.“
Ulrike Kaiser, Geschäftsführerin Bäckerei Beukenberg, Gelsenkirchen

Präsident Hans Hund – Stimme des Handwerks
2014 wird Hans Hund, Elektroinstallateur- und Kälteanlagenbauermeister aus Bocholt, zum Präsidenten der HWK Münster gewählt – nach 20 Jahren Erfahrung in der Vollversammlung. Sein besonderes Anliegen: Dem Handwerk Gehör in Politik und Öffentlichkeit verschaffen – auf Kammer-, Landes- und Bundesebene. 2016 wird er auch zum Präsidenten des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT) gewählt.
Hauptgeschäftsführer
- bis 2016:
Diplom-Volkswirt Hermann Eiling - 2016 bis 2017:
Dr. Thomas Ostendorf - seit 2017:
Diplom-Volkswirt Thomas Banasiewicz

Politikdialog und Ehrenamt
Die HWK ist stark in der politischen Interessenvertretung präsent:
- Ausbau digitaler Infrastruktur
- Gewerbeflächenpolitik
- Mobilität
- Reform der Berufsausbildung
Veranstaltungsformate wie „Handwerk verbindet“ oder „Zukunftsräume“ schaffen Raum für Austausch mit Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
Parallel wird das Ehrenamt gepflegt und verjüngt: Über 700 Engagierte wirken in Kammergremien und Prüfungsausschüssen mit.

Fazit: Fortschritt aus eigener Kraft
Das Handwerk im Kammerbezirk Münster zeigt sich von 2010 bis 2019:
- wirtschaftlich stabil,
- gesellschaftlich engagiert,
- digital anschlussfähig und
- bildungspolitisch richtungsweisend.
Mit dem Meisterbrief, der Digitalisierung, der Nachwuchsförderung und dem sozialen Engagement legt es den Grundstein für das nächste Jahrzehnt – selbstbewusst, verantwortungsvoll und zukunftsorientiert.