1900 – 1918

Gründung in der Kaiserzeit

Anfänge in bewegten Zeiten

Der Anfang einer Erfolgsgeschichte

Am 9. April 1900 ist es so weit: 24 Handwerker aus unterschiedlichen Innungen und Gewerbevereinen des Regierungsbezirks Münster gründen die Handwerkskammer Münster.

Die Rahmenbedingungen sind zwar noch bescheiden, doch der Entschluss ist wegweisend – der Beginn einer Institution, die das Handwerk in der Region bis heute entscheidend mitprägt.

Selbstorganisation in bewegten Zeiten

Das Handwerk ist seit jeher ein tragender Bestandteil menschlicher Zivilisation. Über Generationen hinweg geben Familien ihr Wissen weiter, organisieren sich in Gilden und Zünften und genießen hohes gesellschaftliches Ansehen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gerät diese traditionsreiche Ordnung jedoch unter Druck: Technische Neuerungen, industrielle Fertigung und der zunehmende Einfluss großer Kapitalgesellschaften gefährden die Existenz vieler kleiner Handwerksbetriebe. Inmitten dieses Strukturwandels erkennt das Handwerk die Notwendigkeit, sich neu aufzustellen – mit dem Ziel, durch Selbstorganisation die Zukunft gemeinsam und selbstbewusst zu gestalten.

Der Staat schafft Strukturen

Mit dem Reichsgesetz vom 26. Juli 1897 schafft der Gesetzgeber die Grundlage für den flächendeckenden Aufbau von Handwerkskammern im gesamten Deutschen Kaiserreich. Diese sollen als Körperschaften des öffentlichen Rechts mit Selbstverwaltungsaufgaben wirken.

Auch auf nationaler Ebene schließt sich das Handwerk zusammen – im „Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag“.

In Westfalen greift man für die Umsetzung auf eine Verfügung des preußischen Gewerbeministers vom 28. Mai 1868 zurück.

Die ersten Jahre in Münster

Noch im Jahr ihrer Gründung richtet die Handwerkskammer Münster ein erstes Büro an der Clemensstraße ein – das jedoch bald zu klein wird. Bereits Ende 1900 zieht sie in Räume des Konditormeisters Middendorf in der Bogenstraße um. 1903 folgt der nächste Schritt: Der Einzug in das erste eigene „Haus des Handwerks“ an der Aegidiistraße 8.

Im selben Jahr gründet die Kammer ein technisches Büro, das Handwerksbetriebe durch Konstruktionszeichnungen und Entwürfe unterstützt. Zudem entsteht eine ständige Maschinenausstellung, in der moderne Technik anschaulich präsentiert wird. Die Mitglieder profitieren dort außerdem von günstigen Einkaufsmöglichkeiten.

Kommunikation und Professionalisierung

1902 erscheint erstmals ein monatliches Informationsblatt der Kammer – ab 1912 unter dem Titel „Münstersche Handwerkszeitung“. Die Publikation berichtet regelmäßig über aktuelle Entwicklungen im Kammerbezirk.

Ein bedeutender Schritt zur Sicherung der Ausbildungsqualität erfolgt 1908 mit der Einführung des „Kleinen Befähigungsnachweises“: Nur wer mindestens 24 Jahre alt ist und die Meisterprüfung bestanden hat, darf künftig Lehrlinge ausbilden.

Führungspersönlichkeiten der ersten Jahre

Hermann Kleist, Tischlermeister aus Münster, übernimmt als erster Präsident die Leitung (1900 – 1902).

Ihm folgen Florenz Ernst, Fleischermeister aus Münster (1902 – 1904), und 

Johannes Kehl, Bäckermeister aus Coesfeld (1904 – 1927). Kehl ist darüber hinaus als Stadtverordneter aktiv, Vorsitzender der Volksbank und ein prägender Ehrenpräsident des Zentrums in Münster.

Die ersten Hauptgeschäftsführer der Kammer sind:

  • Dr. A. Schellen (bis 1918)
  • Dr. jur. Offenbach (1918 – 1919)