2000 - 2010

Aufbruch, Wandel und Verantwortung

Ein Jahrzehnt des Umdenkens und der Gestaltung

Herausforderungen und Chancen zu Beginn des neuen Jahrtausends

Der Start ins 21. Jahrhundert ist für das Handwerk im Kammerbezirk Münster von wirtschaftlicher Unsicherheit, politischen Strukturreformen und gesellschaftlichen Veränderungen geprägt. Die Handwerkskammer Münster stellt sich diesen Entwicklungen mit klarer Haltung: als Bildungspartnerin, Interessenvertreterin, Innovationsmotor und regionale Gestalterin.

Wirtschaftliche Eintrübung – stabile Ausbildung

Zu Beginn des Jahrzehnts leiden vor allem das Bau- und Ausbaugewerbe sowie das Nahrungsmittelhandwerk unter sinkender Nachfrage und steigender Wettbewerbsintensität. Dennoch bleibt das Handwerk ein verlässlicher Ausbildungsakteur: 5.000 bis 6.000 junge Menschen schließen jährlich im Kammerbezirk Münster einen Ausbildungsvertrag – ein starkes Zeichen gesellschaftlicher Verantwortung.

Neue Kammerspitze

Zu Beginn der 2000er Jahre wird Hans Rath, Bezirksschornsteinfegermeister aus Münster, zum Präsidenten der Handwerkskammer Münster und damit Nachfolger von Paul Schnitker gewählt. Sein ehrenamtliches Engagement gilt insbesondere der beruflichen Bildung, der Nachwuchsförderung und der öffentlichen Sichtbarkeit des Handwerks.

Hauptgeschäftsführer:

  • Ass. jur. Dr. Karlheinz Leineweber aus Coesfeld
  • ab 2001 Diplom-Verwaltungswirt Walter Bourichter aus Ascheberg
  • ab 2007 Diplom-Volkswirt Hermann Eiling aus Münster
2000 – Der Vorstand im Jahr des 100. Kammerjubiläums (v.l.): stellvertretender Hauptgeschäftsführer Walter Bourichter, Bäcker- und Konditormeister Josef Holtermann, Vizepräsident Willi Scharun, Hauptgeschäftsführer, Dr. Karlheinz Leineweber, Präsident Hans Rath, Friseurmeister Dieter Günnewig, Vizepräsident, Gerhard Löcke, Elektroinstallateurmeister Herbert Lechtenböhmer, Konditormeister Wolfgang, Quägwer, Maler- und Lackierermeister Heinz Börding und Kraftfahrzeugmechanikermeister Paul Laser.

Reform der Handwerksordnung: Meisterbrief im Fokus

Die Reform der Handwerksordnung 2004, bei der die Zahl meisterpflichtiger Gewerke reduziert wird, stößt auf breite Kritik. Die HWK Münster spricht sich klar für den Erhalt des Meisterbriefs aus – und setzt sich erfolgreich dafür ein, dass Ausbildungsleistung als Kriterium für Meisterpflicht anerkannt wird.

Kampagnen wie:

  • „Ja zum Meisterbrief“,
  • „Meister wissen, wie’s geht“ und
  • „Meister der Zukunft“

unterstützen die öffentliche Wahrnehmung und motivieren zur unternehmerischen Selbstständigkeit.

Bildung: modern, praxisnah, nachhaltig

Die Kammer investiert gezielt in moderne Bildungsarbeit:

  • 2004 eröffnet das Paul-Schnitker-Haus – ein Demonstrationszentrum für Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen.
  • In Zusammenarbeit mit Partnern aus den Niederlanden, Belgien und Großbritannien entstehen europäische Netzwerke zum nachhaltigen Bauen.

  • Das Zentrum für Handwerk und Wissenschaft, 1998 gegründet und nun ausgebaut, verbindet Handwerksbetriebe mit Hochschulen und Forschungsprojekten.

Traditionelle Schlüsselübergabe: Vizepräsident Willi Scharun, Hauptgeschäftsführer Walter Bourichter, Architekt Rainer Maria Kresing, Ehrenpräsident Paul Schnitker und DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde (v. l.).

Politiknah und praxisorientiert

Die HWK Münster ist in den 2000er Jahren eine kraftvolle Stimme in kommunalen und landespolitischen Debatten:

  • zu Gewerbeflächen,
  • zur Einführung von Umweltzonen,
  • zu öffentlichen Vergaben und
  • zu kommunalen Finanzen.

Im Rahmen des Konjunkturpakets II (2009) trägt die Kammer dazu bei, dass öffentliche Aufträge mittelstandsgerecht und handwerksnah vergeben werden – unterstützt durch Schulungen zur öffentlichen Auftragsvergabe.

Internationalisierung und europäische Berufsbildung

Ab der Mitte des Jahrzehnts rückt die Internationalisierung in den Fokus:

  • Austauschprogramme für Auszubildende,
  • Kooperationen mit Betrieben im Ausland,
  • EU-Projekte wie das GMA-Netzwerk im Maschinen- und Anlagenbau und
  • die „Münsteraner Erklärung“ (2007) – ein starkes Bekenntnis zur europäischen Berufsbildung mit Qualität und Anerkennung.
Bildungsexperten und Vertreter der Wirtschaft aus 15 europäischen Ländern verabschieden 2007 auf einer internationalen Bildungskonferenz der Handwerkskammer die „Münsteraner Erklärung“, mit der sie ihre Zusammenarbeit zur Förderung der grenzüberschreitenden Berufsbildung vertiefen wollen.

Soziale Verantwortung und neue Märkte

Das Handwerk übernimmt zunehmend gesellschaftliche Verantwortung:

  • betriebliche Gesundheitsförderung,
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
  • Angebote im Bereich barrierefreies Bauen und haushaltsnahe Dienstleistungen,
  • Berufsorientierung für Jugendliche sowie
  • Integrationsprojekte für Menschen mit Migrationshintergrund.

Bundesweite Imagekampagne

2009 fällt der Startschuss für eine groß angelegte Imagekampagne:
„Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan.“

Mit plakativen Slogans und starker Bildsprache zeigt sich das Handwerk selbstbewusst, vielfältig und zukunftsfähig – regional verwurzelt, global offen.

Bilanz eines gestaltungsstarken Jahrzehnts

Die Jahre 2000 bis 2010 sind für das Handwerk im Kammerbezirk Münster eine Phase des aktiven Wandels:

  • Stärkung beruflicher Bildung,
  • Verteidigung des Meistertitels,
  • neue europäische Netzwerke und
  • ein modernes Selbstbild des Handwerks.

Die HWK Münster ist nicht nur begleitend aktiv – sie wird zu einer strategischen Gestalterin in einer Zeit rasanter Veränderungen.